Das Schwulen-Gen wurde erstmals 1993 als Korrelation zwischen dem genetischen Marker Xq28 und schwuler männlicher Sexualität identifiziert. Die Ergebnisse dieser ursprünglichen Studie wurden nie wiederholt, und die biologische Realität einer solchen Entität bleibt hypothetisch. Doch trotz dieser zweifelhaften Herkunft wird das Schwulen-Gen in wissenschaftlichen Nachrichten, populärwissenschaftlichen Schriften sowie in Pressemitteilungen und Leitartikeln über biomedizinische Forschung immer wieder erwähnt. Eine Untersuchung des Lebens des schwulen Gens in den britischen Nachrichtenmedien zeigt, dass das schwule Gen im Laufe der Zeit zu einer angenommenen Hintergrundgeschichte der genetischen Sexualitätsforschung geworden ist und dass die Kritik an seiner bloßen Existenz abgenommen hat. In letzter Zeit ist das schwule Gen in die biomedizinischen Online-Datenbanken des 21. Jahrhunderts mit dem gleichen Muster von Beharrlichkeit und abnehmender Kritik aufgenommen worden. Dieser Artikel stützt sich auf eine Analyse der britischen Presse und der Online-Datenbanken, um den Prozess darzustellen, durch den sich die Thematisierung des schwulen Gens verschoben hat und zu einem Index der Biomedikalisierung geworden ist. Die konsequente Entmoorung des schwulen Gens von Verantwortlichkeit und Genauigkeit zeigt, dass die Organisation biomedizinischer Datenbanken von einer größeren disziplinübergreifenden Aufmerksamkeit profitieren könnte.