Definition von Erzählung

Eine Erzählung ist eine Abfolge von zusammenhängenden Ereignissen, ob real oder fiktiv. Die Definition einer Erzählung ist die gleiche wie die einer Geschichte. Es gibt viele Arten von Erzählungen, z. B. Sachbücher (Journalismus, Memoiren, Biografien usw.), Prosa, Dramen und einige Formen der Poesie, Lieder und Videospiele. Beispiele für Erzählungen finden sich überall in der menschlichen Ausdrucksweise und Kreativität, von der Alltagssprache bis hin zu Darbietungen aller Art, einschließlich Fernsehen, Film, Radio und sogar in eher statischen Künsten wie Bildhauerei, Malerei und Fotografie. Sogar wissenschaftliche Berichte können erzählerische Elemente enthalten, da sie die ursprünglichen Hypothesen beschreiben und wie diese Thesen im Laufe der Studie in Frage gestellt und verändert wurden. Das Erzählen ist also ein wesentlicher Aspekt der menschlichen Erfahrung, und zwar seit den Anfängen der Kommunikation.

Das Wort Erzählen kommt vom lateinischen Wort narrare, das „erzählen“ bedeutet.

Gängige Beispiele für das Erzählen

Wie oben erwähnt, ist das Erzählen in so vielen Aspekten des Lebens enthalten, dass es schwierig sein kann, Beispiele für Kommunikation zu finden, die keine Beispiele für das Erzählen enthalten. Einige Witze können Erzählungen enthalten, wie im folgenden Beispiel:

Ole ist gestorben. Also ging Lena zur Lokalzeitung, um eine Anzeige in den Todesanzeigen zu schalten. Nachdem der Herr am Schalter sein Beileid ausgesprochen hatte, fragte er Lena, was sie über Ole schreiben wolle.
Lena antwortete: „Schreiben Sie einfach ‚Ole ist gestorben‘.“
Der Herr war etwas perplex und sagte: „Das ist alles? Nur ‚Ole ist gestorben?‘ Es muss doch noch etwas geben, was Sie über Ole sagen wollen. Wenn es Ihnen ums Geld geht, sind die ersten fünf Worte frei. Wir müssen etwas mehr sagen.“
Lena überlegte ein paar Minuten und sagte schließlich: „Okay, du schreibst ‚Ole ist gestorben. Boot zu verkaufen.'“

Viele berühmte Songtexte enthalten auch erzählerische Beispiele, wie zum Beispiel in Bob Dylans „Hurricane“:

Pistolenschüsse ertönen in der Nacht in der Bar
Eintretende Patty Valentine aus der oberen Halle.
Sie sieht den Barkeeper in einer Blutlache,
Schreit: „Mein Gott, sie haben sie alle getötet!“
Hier kommt die Geschichte vom Hurricane,
Der Mann, den die Behörden beschuldigen,
für etwas, was er nie getan hat.
In eine Gefängniszelle gesteckt, aber er hätte einmal
der Weltmeister sein können.

Bedeutung der Erzählung in der Literatur

Es ist unmöglich, sich Literatur ohne Erzählung vorzustellen. Obwohl einige postmoderne Autoren die Konventionen der Erzählung in Frage gestellt haben, indem sie die Begriffe des Erzählers und der Handlung abgeschafft haben, gibt es immer noch Elemente der Geschichte in jedem Stück Literatur, das jemals geschrieben wurde. Das Erzählen geht der Literatur insofern voraus, als das mündliche Erzählen ein Teil jeder menschlichen Kultur war, in der es jemals verbale Kommunikation gab. Mündliche Erzählungen waren wichtig, um die moralischen Lehren einer Kultur zu stärken, Geschichte und Traditionen weiterzugeben und Werte und Normen zu vermitteln. Erzählungen dienten auch der Unterhaltung und halfen den Menschen aller Epochen, ein Gefühl für ihre Identität zu entwickeln, ihr Verständnis für die menschliche Psychologie zu vertiefen und dem Leben einen Sinn zu geben.

Die Erzählung gilt neben der Darstellung, der Argumentation und der Beschreibung als eine der vier rhetorischen Formen des Diskurses. Von diesen vier Modi ist es derjenige, bei dem der Erzähler im Allgemeinen dem Leser eine Geschichte direkt mitteilt.

Beispiele für die Erzählung in der Literatur

Lassen Sie uns einen Blick darauf werfen, wie die Erzählung in verschiedenen Arten von Literatur funktioniert, indem wir ihre Eröffnungszeilen betrachten:

Beispiel #1

So. Die Speer-Dänen in vergangenen Zeiten
Und die Könige, die sie regierten, hatten Mut und Größe.
Wir haben von den heroischen Feldzügen dieser Fürsten gehört.

Es gab einen Schild Sheafson, Geißel vieler Stämme,
Ein Zerstörer von Metbänken, der unter den Feinden wütete.

(Beowulf, in der Übersetzung von Seamus Heaney)

Dies ist ein Beispiel für eine Erzählung, die uns durch mündliche Überlieferung überliefert wurde. Der Autor von Beowulf bleibt anonym, aber schließlich wurde die Geschichte aufgeschrieben, um sie an künftige Generationen weiterzugeben. Der Erzähler beginnt zunächst mit einer Erinnerung an „jene Fürsten, die heldenhafte Feldzüge unternahmen“, wie z. B. Schildscheffel, und nutzt dies, um die Erzählung des Helden Beowulf und seiner Siege gegen Grendel, Grendels Mutter und den Drachen aufzubauen.

Beispiel Nr. 2

Singe in mir, Muse, und erzähle durch mich die Geschichte
des Mannes, der in allen Arten des Kampfes bewandert ist,
des Wanderers, der jahrelang geplagt wurde,
nachdem er die Festung
auf der stolzen Höhe von Troja geplündert hatte.

(Die Odyssee von Homer, übersetzt von Robert Fitzgerald)

Dieses Beispiel einer Erzählung stammt aus dem antiken Griechenland, als Homer das epische Gedicht Die Odyssee schrieb. Der Erzähler erklärt dem Zuhörer den Hintergrund der Geschichte und ruft die Muse an, um die Geschichte des Helden Odysseus zu erzählen.

Beispiel #3

CHORUS: Zwei Haushalte, beide gleich an Würde,
Im schönen Verona, wo wir unsern Schauplatz haben,
Vom alten Groll zu neuem Aufruhr,
Wo bürgerliches Blut bürgerliche Hände unrein macht.
Aus den verhängnisvollen Lenden dieser beiden Feinde
Ein Paar von Liebenden, die sich kreuzigen, nimmt sich das Leben

(Romeo und Julia von William Shakespeare)

Dies ist ein erzählerisches Beispiel aus dem Drama. William Shakespeare hat seine berühmte Tragödie Romeo und Julia mit einem Prolog eröffnet, der von einem Chor gesprochen wird. Er ist insofern bemerkenswert, als der Chor schnell die gesamte Handlung der Geschichte darlegt – wir wissen, dass es einen alten Groll gibt, und wir wissen, dass sich das „Liebespaar mit den Sternen“ schließlich umbringen wird. Der Rest des Stücks soll also weniger erzählen, was passiert ist, als vielmehr, warum es passiert ist.

Beispiel #4

Irgendwo in La Mancha, an einem Ort, dessen Namen ich mir nicht merken will, lebte vor nicht allzu langer Zeit ein Herr, einer von denen, die eine Lanze und einen alten Schild auf einem Regal stehen haben und einen mageren Gaul und einen Windhund zum Rennen halten.

(Don Quijote von Miguel de Cervantes, übersetzt von Edith Grossman)

Die klassische Erzählung Don Quijote von Miguel de Cervantes ist ein wichtiger Teil des literarischen Kanons, da sie als einer der ersten Romane überhaupt gilt. Mit diesem Meisterwerk beschritt Cervantes einen neuen Weg der Erzählung. Interessanterweise wurde der Roman in zwei Bänden veröffentlicht, wobei der zweite ein Jahrzehnt nach dem ersten erschien, und enthält Aspekte der Metaerzählung, die in der heutigen Zeit als avantgardistisch gelten würden. So sind die fiktiven Figuren im zweiten Band mit der Veröffentlichung des ersten Bandes vertraut. Da es damals nicht viele Regeln für die Grenzen des Erzählens gab, ist es möglich, dass dieses Mittel nicht so revolutionär erschien wie heute (oder dass tatsächlich alles an Don Quijote revolutionär war und dieser Aspekt deshalb vielleicht nicht so sehr auffiel wie heute).

Beispiel #5

Sie sind dabei, Italo Calvinos neuen Roman Wenn in einer Winternacht ein Reisender zu lesen. Entspannen Sie sich. Konzentrieren Sie sich. Schieben Sie jeden anderen Gedanken beiseite. Lass die Welt um dich herum verblassen. Am besten schließen Sie die Tür; der Fernseher läuft immer im Nebenzimmer. Sagen Sie den anderen sofort: „Nein, ich will nicht fernsehen!“ Erheben Sie Ihre Stimme – sie werden Sie sonst nicht hören – „Ich lese! Ich möchte nicht gestört werden!“ Vielleicht haben sie dich bei all dem Lärm nicht gehört; sprich lauter, schrei: „Ich fange an, den neuen Roman von Italo Calvino zu lesen!“ Oder, wenn Sie es vorziehen, sagen Sie gar nichts; hoffen Sie einfach, dass sie Sie in Ruhe lassen.

(Wenn in einer Winternacht ein Reisender von Italo Calvino)

Dies ist ein zeitgenössisches Beispiel für eine Erzählung, in der Italo Calvino auf die Leseerfahrung des Romans in einer metafiktionalen Weise Bezug nimmt, ähnlich wie Cervantes. Die Kapitel wechseln zwischen der zweiten Person, die sich an den Leser wendet, und der Lektüreerfahrung und den Geschichten, die zunehmend miteinander verwoben werden, selbst wenn sie neue Figuren und Handlungen einführen.

Beispiel #6

Es war ein heller, kalter Tag im April, und die Uhren schlugen dreizehn. Winston Smith, das Kinn in die Brust gepresst, um dem scheußlichen Wind zu entgehen, schlüpfte schnell durch die Glastüren von Victory Mansions, aber nicht schnell genug, um zu verhindern, dass ein Wirbel von düsterem Staub mit ihm hereinkam.

(1984 von George Orwell)

Dies ist der Anfang eines relativ geradlinigen Erzählstils. George Orwell schreibt sein dystopisches Werk 1984 in chronologischer Reihenfolge und mit vielen beschreibenden Details. Das Interessante an diesem Anfang ist jedoch, dass er den Leser sofort mit der Formulierung „Die Uhren schlugen dreizehn“ verwirrt. Dies ist ein gutes Beispiel dafür, wie ein Autor den Leser schnell und subtil wissen lässt, welche Art von Erzählung er oder sie vor sich hat.

Teste dein Wissen über Erzählung

1. Wähle die beste Definition von Erzählung:
A. Eine Geschichte
B. Ein Lied
C. Eine wahre Tatsache

2. Welche der folgenden Aussagen ist falsch?
A. Die Erzählung ist älter als die Literatur.
B. Es gibt erzählerische Elemente in vielen verschiedenen Ausdrucksformen der menschlichen Natur, von der Skulptur bis zum Videospiel.
C. Alle Lieder enthalten eine Erzählung

3. Welche Funktion kann die Erzählung haben?
A. Um zu unterhalten
B. Um kulturelle Werte zu vermitteln
C. Um Geschichte zu überliefern
D. Alle oben genannten