Während die Amerikaner die Einführung der ersten COVID-19-Impfstoffe feiern, rennen Wissenschaftler um die Wette, um herauszufinden, ob diese neuen Impfungen nicht nur vor Krankheiten schützen, sondern auch die Übertragung des Coronavirus auf andere verhindern.
Es stellt sich heraus, dass der Impfschutz komplizierter ist, als es scheint. Sind die neuen Impfstoffe lediglich „symptomreduzierend“ – sie bewahren die Geimpften davor, krank zu werden, verhindern aber nicht unbedingt, dass sie andere Menschen anstecken – oder können sie wirklich die Übertragung des Virus blockieren, das oft von Infizierten verbreitet wird, die keine Anzeichen von Krankheit zeigen?
„Man hätte lieber einen Impfstoff, der die Infektion vollständig blockiert, als Symptome zu verhindern“, sagte Dr. Joshua Schiffer, ein Forscher für Infektionskrankheiten am Fred Hutchinson Cancer Research Center. „Er könnte das Leben vieler Menschen retten, die den Impfstoff noch nicht erhalten haben, indem er sie indirekt schützt.“
Doch hier liegt das Problem: Die riesigen, erfolgreichen Studien, in denen festgestellt wurde, dass sowohl der Moderna- als auch der Pfizer-Impfstoff eine erstaunliche 90-95%ige Wirksamkeit bei der Krankheitsvorbeugung aufweisen, können die Frage, wie sie funktionieren, nicht vollständig beantworten. Das Studiendesign erlaubt nur eine unvollkommene Einschätzung, ob die Impfstoffe die Infektion oder nur die Symptome blockieren. Bisher war diese Frage weniger dringlich als herauszufinden, ob sie überhaupt funktionieren.
Zwei Forschungsvorschläge zur Lösung des Rätsels der Übertragbarkeit
Diese Frage ist inzwischen so wichtig für die Einführung von Impfstoffen, dass Schiffer und wichtige an den Studien beteiligte Impfstoffexperten verschiedene Ansätze in Erwägung ziehen, um schnelle Antworten zu finden.
Eine Möglichkeit sind Humanstudien, bei denen etwa 100 bezahlte Freiwillige absichtlich dem Coronavirus ausgesetzt werden. In einem Papier, das am 14. Dezember auf dem Preprint-Server MedRxiv veröffentlicht wurde, erörtern Schiffer und seine Kollegen, wie die Messung der Virusmenge bei den Teilnehmern solcher Studien die benötigten Informationen liefern könnte. Preprints werden vor der Veröffentlichung nicht von Fachkollegen geprüft, sondern dienen als schnelle Möglichkeit, neue Forschungsergebnisse der öffentlichen Kritik durch andere Wissenschaftler zu präsentieren.
Die vom Team vorgeschlagene Studie würde folgendermaßen ablaufen: In der kontrollierten Umgebung einer Humanstudie würden etwa 50 junge erwachsene Freiwillige einen Impfstoff erhalten, und die gleiche Anzahl würde ein Placebo erhalten. Dann würden alle Teilnehmer absichtlich mit einem Stamm des COVID-19-Virus infiziert. Für die Studie werden nur junge Freiwillige rekrutiert, da bei ihnen die Wahrscheinlichkeit am größten ist, dass sie sich nur leicht mit COVID-19 infizieren.
Die Teilnehmer werden zwei Wochen lang an einem sicheren Ort isoliert und erhalten regelmäßig Abstriche für einen Test, der nicht nur das Virus nachweist, sondern auch die Viruslast in den Proben messen kann. Je höher die Viruslast, desto wahrscheinlicher ist es, dass eine Person das Virus auf andere überträgt.
Wenn die Wissenschaftler feststellen, dass die geimpfte Gruppe im Vergleich zur Placebogruppe kein oder nur sehr wenig Virus ausscheidet, wäre dies ein starker Beweis dafür, dass der Impfstoff nicht nur die Krankheit stoppt, sondern auch die Ansteckungsgefahr für den Empfänger verhindert oder verringert.
„Ich glaube zwar, dass eine Humanstudie die Antwort liefern würde, aber die ethischen Aspekte dieses Ansatzes sind komplex und erfordern eine intensive Debatte unter den Experten auf diesem Gebiet“, so Schiffer.