Noch nie von Okeanos gehört, aber ich bin gerade nach oben gerannt, um meine vier Bücher über Mythologie zu holen.
In A Dictionary of World Mythology schreibt Arthur Cotterell folgendes über Oceanos:
„Der Fluss, der die Erde umgibt, und die Quelle aller Gewässer. Diese frühgriechische Vorstellung hat ihren Ursprung wahrscheinlich in den großen Flusszivilisationen Ägyptens und Mesopotamiens, deren Kosmologien die Erde wie ein Floß auf den Urgewässern schwimmen ließen. Selbst Thales, der erste griechische Philosoph, vertrat im sechsten Jahrhundert v. Chr. die Ansicht, dass das Wasser das erste Prinzip ist, aus dem alles entsteht und seine lebensspendende Kraft bezieht. Homer nennt den erdumspannenden Fluss zweimal „den Erzeuger von allem“, obwohl aus dieser Aussage keine kosmologische Theorie abgeleitet wird. Im vierten Jahrhundert v. Chr. verstand Aristoteles Homer so, dass die Schöpfung das Ergebnis von Fluss und Bewegung ist. Der mythologische Ozeanos war der Ehemann und Bruder von Tethys, der die Flüsse gebar, darunter den giftigen Styx in der Unterwelt. Ein weiterer alter Meeresgott war Nereus, ein weiser Prophet, der mit seinen Anhängern, den Nereiden, in der Tiefe wohnte.“
Zu Poseidon schreibt er:
„Ein führendes Mitglied des griechischen Pantheons. Der Sohn von Kronos und Rhea und der Bruder von Zeus und Hades, Poseidon war der Herrscher der Wellen, ein Meeresgott, der zu Angriffen und stürmischer Wut neigte. Er ritt in einem Wagen, der von prächtigen goldenen Seepferden gezogen wurde, über die Tiefe. In seinen Händen hielt er einen mächtigen Dreizack, eine Waffe, die das Wasser zum Wüten bringen konnte, wie ein plötzlicher ägäischer Sturm. Poseidon war eine stürmische, unabhängige Gottheit, die in ihrer Funktion zwischen dem fügsamen Partner der Erdmutter und dem herrschsüchtigen Himmelsvater angesiedelt war. Er zeugte zahlreiche pferdeähnliche Meerestiere, seine Frau war die Meeresgöttin Amphritrite. Zusammen mit Apolloa soll er die Mauern von Tory gebaut haben. In der Odyssee, die Homer um 850 v. Chr. verfasste, wird er als unerbittlicher Feind des Odysseus dargestellt, der dessen einäugigen Sohn Polyphem blendet.
Poseidon war besonders als Verursacher von Erdbeben gefürchtet, für die die Ägäis auch heute noch anfällig ist. Infolgedessen erhielt ‚der Erderschütterer‘ großzügige Opfergaben von Städten und Einzelpersonen.“
In Early Greek Myths, Timothy Gantz schreibt folgendes:
“ Okeanos, unabhängig von seiner homerischen Rolle als Göttervater, ist in allen Darstellungen der große Strom, der die Welt umgibt, an den Enden der Erde zu finden ist und in Homwer irgendwie überquert wird, um zum Eingang des Hades zu gelangen. Spätere Autoren berichten, dass die Sonne in der Nacht von West nach Ost durch seine Gewässer segelt. Homer gibt Okeanos auch eine umschließende Rolle auf dem Schild des Achilleus und nennt ihn in der Illias die Quelle aller Flüsse, Quellen und Brunnen und des ganzen Meeres. Auch an anderen frühen Stellen setzt sich die Unterscheidung zwischen Süß- und Salzwasser nicht durch: in der Theogenie sehen wir, wie zwei Söhne des Pontos (Nereus und Thaumas) Okeaniden heiraten, während in der Illias 18 Thetis und die okeanidische Eurynome zusammen wohnen. „
Die anderen beiden Bücher sagen so ziemlich das Gleiche. In keinem der Bücher werden Ozeanus und Poseidon in irgendeiner Weise miteinander verbunden, sie werden nicht einmal auf derselben Seite erwähnt. Vielleicht ist Ozeanus in der zeitgenössischen griechischen Mythologie/Religion einfach ausgestorben und wurde von Poseidon abgelöst. Immerhin ist Ozeanus Teil der frühen griechischen Mythologie und war ein Titan. Wurden Titanen je verehrt? Ich glaube nicht, dass Ozeanus und Poseidon sich jemals begegnet sind, geschweige denn irgendeinen Einfluss aufeinander hatten.