Joseph S. Merola, ein Chemieprofessor und stellvertretender Dekan des College of Arts and Sciences an der Virginia Tech, bietet diese Erklärung an:
Auch wenn wir Autos normalerweise nicht mit Chemie in Verbindung bringen, findet in einem funktionierenden Auto eine Menge Chemie statt – die Verbrennung von Benzin, um den Motor anzutreiben, und chemische Reaktionen in der Batterie, um Strom zu erzeugen. Eine andere Reaktion, die die meisten Autofahrer lieber nicht aus erster Hand erfahren möchten, betrifft den Airbag. Airbags werden nicht durch eine komprimierte Gasquelle aufgeblasen, sondern durch die Produkte einer chemischen Reaktion. Die Chemikalie, die der Reaktion des Airbags zugrunde liegt, heißt Natriumazid oder NaN3.
Unter normalen Umständen ist dieses Molekül recht stabil. Wird es jedoch erhitzt, zerfällt es. Die chemische Gleichung 2 NaN3 –> 2 Na + 3 N2 beschreibt genau, wie es zerfällt. Man beachte, dass das zweite Produkt der obigen Reaktion N2 ist, auch bekannt als Stickstoffgas. Eine Handvoll (130 Gramm) Natriumazid erzeugt 67 Liter Stickstoffgas – genug, um einen normalen Airbag aufzublasen.
Das ist nicht die einzige beteiligte Chemie. Beachten Sie, dass die andere Chemikalie, in die Natriumazid zerfällt, Na oder Natrium ist. Natrium ist ein sehr reaktionsfreudiges Metall, das schnell mit Wasser zu Natriumhydroxid reagiert; daher wäre es sehr schädlich, wenn es in Augen, Nase oder Mund gelangen würde. Um die Gefahr einer Exposition zu minimieren, mischen die Hersteller von Airbags das Natriumazid mit anderen Chemikalien, die mit dem Natrium reagieren und so weniger giftige Verbindungen bilden.
Was veranlasst einen Airbag, sich durch diese Reaktion aufzublasen? An der Vorderseite des Autos befinden sich Sensoren, die eine Kollision erkennen. Diese Sensoren senden ein elektrisches Signal an den Behälter, der das Natriumazid enthält, und das elektrische Signal lässt eine kleine Menge einer Zündverbindung detonieren. Die Hitze dieser Zündung löst die Zersetzung des Natriumazids und die Erzeugung von Stickstoffgas aus, mit dem der Airbag gefüllt wird. Besonders verblüffend ist, dass von dem Zeitpunkt, an dem der Sensor den Aufprall erkennt, bis zum vollständigen Aufblasen des Airbags nur 30 Millisekunden oder 0,03 Sekunden vergehen. Etwa 50 Millisekunden nach einem Unfall trifft der Fahrzeuginsasse auf den Airbag, dessen Entlüftung die Vorwärtsenergie des Insassen absorbiert.