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Patientengeschichten 1/23/19

Opioide nach Weisheitszahnentfernung sollten ein letztes Mittel sein, kein Routine-Rezept

von: Amy Ma & Susan Sutherland für Choosing Wisely Canada

Die Entfernung von Weisheitszähnen wird von vielen als ein Übergangsritual für Jugendliche und junge Erwachsene angesehen. Es ist einer der häufigsten chirurgischen Eingriffe bei jungen Menschen im Alter von 16 bis 24 Jahren.

Amys 16-jähriger Sohn Felix ließ sich vor kurzem seine Weisheitszähne in einer Klinik für Oralchirurgie in Quebec entfernen. Nach dem Eingriff riet die Assistentin des Chirurgen, dass Felix sofort eine Percocet nehmen solle, um „die Schmerzen in den Griff zu bekommen“. Percocet ist eine Kombination aus dem Schmerzmittel Paracetamol und einem Opioid, Oxycodon. Sie gab ihm genug Percocet mit, um es für den nächsten Tag alle drei Stunden einzunehmen.

Amy wusste um die möglichen Schäden, die mit starken Opioid-Medikamenten verbunden sind, insbesondere für junge Menschen. Der Missbrauch von Opioiden ist ein landesweites Gesundheitsproblem mit einer steigenden Zahl von Überdosierungen und Todesfällen.

So fragte sie den Assistenten des Chirurgen, ob es stattdessen eine andere Möglichkeit der Schmerzbehandlung für Felix gäbe. Man schlug Tylenol 3 vor (Paracetamol mit dem Opioid Codein), das ihr aber immer noch zu stark erschien. Also bat Amy um Naproxen: ein rezeptfreies Schmerzmittel aus der gleichen Wirkstoffklasse wie Aspirin und Ibuprofen. Felix nahm das Naproxen wie vorgeschrieben ein, als die Anästhesie nachließ, und er benötigte keine stärkeren Mittel. Er fühlte sich sogar recht wohl.

Woher wusste Amy, dass sie die Ratschläge, die ihr gegeben wurden, in Frage stellen sollte?

Amy dient als Patientenberaterin für die nationale Kampagne Choosing Wisely Canada, die in Zusammenarbeit mit nationalen Ärzteverbänden Listen von Tests, Behandlungen und Verfahren erstellt, die unbeabsichtigte Schäden verursachen können. So wusste sie, dass die Kanadische Vereinigung der Krankenhauszahnärzte empfiehlt, nach zahnärztlichen Eingriffen vorrangig nicht-opioidhaltige Schmerzmittel zu verwenden und nur dann auf Opioide zurückzugreifen, wenn die Schmerzen nicht beherrschbar sind.

Abhängigkeitsrisiko

Percocet nach kleineren kieferchirurgischen Eingriffen sollte man von jugendlichen Patienten nicht erwarten. Ein dauerhafter Opioidkonsum nach einem chirurgischen Eingriff, wie z. B. der Entfernung von Weisheitszähnen, birgt ein Abhängigkeitsrisiko, insbesondere bei jungen Menschen, deren Gehirn sich noch in der Entwicklung befindet und sehr empfindlich auf die Wirkung von Opioiden reagiert. Zurückgelassene Opioide sind ebenso gefährlich, insbesondere für Jugendliche, die versucht sein könnten, zu experimentieren oder sie mit Freunden und Familienmitgliedern zu teilen.

Zahnärzte und Kieferchirurgen spielen hier eine entscheidende Rolle, da sie zu den führenden Verordnern von Opioiden an junge Menschen gehören. Eine Anfang Dezember veröffentlichte amerikanische Studie ergab, dass Zahnärzte in den Vereinigten Staaten die Hauptquelle für Opioidverordnungen für Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 19 Jahren sind. Auf zahnärztliche Verschreibungen entfallen mehr als 30 Prozent aller Opioidverschreibungen in dieser Altersgruppe.

Die Studie ergab auch, dass junge Menschen, die nach einer Weisheitszahnextraktion Opioide verschrieben bekamen, drei Monate und ein Jahr später mit größerer Wahrscheinlichkeit Opioide konsumierten als Gleichaltrige, die kein Opioid erhielten.

Die Beweise sind eindeutig: Eine kurze Verschreibung von Opioiden birgt ein reales Risiko für einen dauerhaften Opioidkonsum bei Teenagern.

Nach einer Weisheitszahnoperation treten bei vielen Patienten Schmerzen und Schwellungen auf, die drei bis vier Tage und manchmal bis zu einer Woche anhalten. Intensität und Dauer dieser Symptome variieren jedoch erheblich, je nachdem, wo die Zähne stehen, wie tief sie im Knochen vergraben sind und wie schwierig es ist, sie chirurgisch zu entfernen. Obwohl viele Kieferchirurgen und Zahnärzte nach zahnärztlichen Eingriffen routinemäßig Opioide verschreiben, sollte die Schmerzbehandlung für alle Patienten individuell erfolgen.

In den meisten Fällen können postoperative Zahnschmerzen ohne Opioide kontrolliert werden, und zwar durch entzündungshemmende Medikamente wie Ibuprofen in Kombination mit nicht-opioiden Schmerzmitteln wie Paracetamol. Bei einigen kieferchirurgischen Eingriffen, z. B. bei tief eingedrückten Weisheitszähnen oder bei der Kieferrekonstruktion, kann ein Opioid zur kurzzeitigen Schmerzkontrolle erforderlich sein.

„Kann“ ist hier das Schlüsselwort. Kieferchirurgen und Zahnärzte sollten keine Einheitsstrategie für die Schmerzbehandlung verfolgen. Eine Änderung der Verschreibungspraxis, um unnötige Opioidverschreibungen für Jugendliche zu vermeiden, ist eine kleine Möglichkeit, um möglicherweise einen großen Unterschied im Leben eines jungen Menschen zu machen.

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